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Hey, ich bin Endre - der Inhaber von fokus fernweh. Ich hoffe, dass ich Euch inspirieren kann, neue Orte zu entdecken und die Welt zu bereisen! Ob Ihr erfahrene Globetrotter seid oder gerade erst mit dem Reisen begonnen habt - ich hoffe, Ihr findet hier die Motivation und die Informationen, die Ihr für Eure Unternehmungen braucht!

Die spektakuläre Wanderung der Gnus: Naturwunder zwischen Serengeti und Mara

  • Autorenbild: Endre Lommatzsch
    Endre Lommatzsch
  • vor 15 Minuten
  • 16 Min. Lesezeit

Ihr wollt die berühmteste Tierwanderung Afrikas mit eigenen Augen sehen? Oder einfach verstehen, warum jedes Jahr so viele Menschen in die Serengeti reisen, um einer Herde Gnus beim Weiterziehen zuzuschauen? Dann seid Ihr hier genau richtig. In diesem Beitrag bekommt Ihr alles, was Ihr zur Wanderung Tanzania wissen müsst. Ich zeige Euch, wie viele Tiere unterwegs sind, wann und wo sie sich bewegen, was hinter dem Drama an den Flüssen steckt und wie Raubtiere das Ganze beeinflussen.


Außerdem gibt es Tipps für Eure Planung, einen Blick auf den Naturschutz und am Ende auch meine ganz persönliche Erfahrung vor Ort.


Inhaltsverzeichnis

Die spektakuläre Wanderung der Gnus

Das größte Naturschauspiel der Welt - die Wanderung der Gnus

Jedes Jahr zieht ein gewaltiger Strom aus Hufen und Hörnern durch die Ebenen von Tanzania. Es sind mehr als eine Million Gnus, begleitet von Hunderttausenden Zebras und Gazellen. Sie laufen nicht, weil es schön ist. Sie laufen, weil sie müssen. Wasser, frisches Gras, Sicherheit - immer weiter, immer im Kreis. Und mittendrin: Raubtiere, Flüsse, junge Kälber und staubige Hitze.


Die sogenannte "Great Migration" ist kein schönes Naturmärchen, sondern ein Überlebenskampf. Und gleichzeitig genau das, was viele sich unter “Afrika pur” vorstellen. Wer einmal erlebt hat, wie eine Herde von zehntausend Gnus losrennt, wie sie mit Wucht in einen Fluss springt oder wie Löwen in den Staub abtauchen, weiß, dass es dafür kaum Worte gibt.


Ich wollte das unbedingt mit eigenen Augen sehen. Nicht als Pauschaltourist hinter der Kameralinse, sondern mittendrin. Und ich kann Euch jetzt schon sagen: Es hat sich gelohnt. Aber bevor ich Euch mitnehme in die Details, fangen wir vorne an. Wieviele Tiere sind eigentlich unterwegs? Welche Route nehmen sie? Und was macht diese Wanderung so besonders?


Zahlen, Fakten und Ausmaß

Wenn man über die Wanderung spricht, kommt man an einer Zahl kaum vorbei: zwei Millionen. So viele Tiere sind es ungefähr, die sich jedes Jahr durch die Savannen von Tanzania und Kenya bewegen. Der Großteil besteht aus Gnus, etwa 1,5 Millionen, die sich in einem riesigen Kreislauf durch die Serengeti und in die Maasai Mara bewegen. Dazu kommen rund 200.000 Zebras, die oft vorneweg ziehen, und mehrere Hunderttausend Thomson-Gazellen, Elenantilopen und Impalas, die sich in wechselnden Gruppen anschließen oder parallel ziehen.


Was sich da über das Land bewegt, ist keine gleichmäßige Kolonne, sondern eine unüberschaubare Masse aus Herden, kleinen Verbänden und Einzelgängern. Sie schieben sich zusammen, lösen sich wieder auf, überqueren Ebenen, Flüsse und Hochebenen. Es gibt keine Führung, keine feste Route. Und doch funktioniert diese Bewegung Jahr für Jahr. Gesteuert wird das Ganze durch den Regen. Wo es regnet, wächst Gras. Wo Gras wächst, folgen die Tiere. Der Kreislauf ist einfach, aber unglaublich effektiv. Die Tiere riechen den Regen, spüren den feuchten Wind und ziehen los.


Die Wanderung erstreckt sich über eine Strecke von ungefähr 3.000 Kilometern. Sie beginnt im Süden der Serengeti, verläuft über die weiten Ebenen der Zentralserengeti und zieht sich bis in den Norden an die Grenze zur Maasai Mara. Irgendwann kehrt die Masse wieder zurück in den Süden. Der Ablauf wirkt zyklisch, ist aber nie ganz gleich. Regen kommt mal früher, mal später. Manchmal verweilen die Tiere länger an einem Ort, manchmal ziehen sie überraschend schnell weiter. Für die Gnus zählt nicht der Kalender, sondern das Gras.


Nicht alle Tiere schaffen es. Jedes Jahr sterben etwa 250.000 Gnus während der Wanderung. Viele überleben die Geburt nicht oder werden kurz danach von Raubtieren erbeutet. Andere verunglücken bei Flussüberquerungen oder verhungern unterwegs. Besonders an den Flüssen Grumeti und Mara ist das Risiko hoch. Dort lauern Krokodile im Wasser, während Löwen, Hyänen und Leoparden den Tross an Land begleiten.


Trotzdem ist sie ein Zeichen für funktionierende Wildnis. Ein natürlicher Kreislauf, der nicht vom Menschen organisiert oder unterbrochen wird. Nur wenige Orte auf der Welt bieten heute noch solche Freiräume. Wer mittendrin steht, spürt das sofort. Der Boden vibriert, die Luft ist voller Staub und Laute, und für einen Moment fühlt sich alles um einen herum ganz ursprünglich an. Als würde man eine andere Zeit betreten.

Die spektakuläre Wanderung der Gnus

Der Jahresverlauf

Die Wanderung der Gnus ist kein einzelnes Ereignis, sondern ein ständiger Kreislauf. Es gibt keinen festen Start und kein klares Ende. Stattdessen bewegen sich die Herden das ganze Jahr über durch Tanzania und Kenya. Mal langsam, mal hektisch, mal verteilt über große Flächen. Der Taktgeber ist der Regen. Nicht der Kalender, sondern die Wolken bestimmen, wohin es geht.


Januar bis März

Anfang des Jahres halten sich die Herden im Süden der Serengeti auf, rund um Ndutu und die Ngorongoro Conservation Area. Die Landschaft ist offen, die Böden fruchtbar, und nach den ersten Regenfällen wächst hier das nahrhafte Gras, das die Gnus so dringend brauchen. In dieser Zeit kommen die Kälber zur Welt. Hunderttausende, fast synchron, innerhalb weniger Wochen. Jeden Tag werden Tausende Jungtiere geboren.


Die große Offenheit der Ebene ist dabei kein Zufall. Die Tiere wählen bewusst Orte, an denen sie ihre Feinde früh sehen können. Trotzdem schlagen Löwen, Hyänen und Geparden regelmäßig zu. Für Raubtiere ist das wie ein Buffet. Und doch sind viele der Kälber nach wenigen Minuten schon auf den Beinen. Sie müssen schnell lernen, was es heißt, in der Savanne zu leben.


Für Reisende ist das eine intensive Zeit. Die Tiere bewegen sich nicht viel, aber das Verhalten innerhalb der Herden bietet viele Einblicke.


April bis Mai

Mit Beginn der langen Regenzeit verändert sich die Vegetation. Die ersten Tiere machen sich langsam auf den Weg nach Westen. Noch sind es keine gewaltigen Massen, aber die Bewegung ist spürbar. Ziel ist das westliche Korridorgebiet mit seinen Flüssen und Wäldern. Der Boden ist jetzt oft rutschig, die Sicht schlecht, die Bedingungen unbeständig.


Für Beobachter bietet diese Übergangszeit eine spannende Mischung. Erste kleinere Überquerungen von Flüssen sind möglich, das Verhalten der Tiere verändert sich. Die Gnus wirken unruhiger, als würden sie spüren, dass der nächste große Abschnitt bevorsteht.


Juni bis Juli

In der westlichen Serengeti sammelt sich jetzt ein großer Teil der Herden. Besonders der Grumeti River ist ein zentraler Punkt. Der Fluss ist nicht so bekannt wie der Mara River, aber auch hier gibt es dramatische Szenen. Krokodile warten in den Untiefen, und viele Tiere zögern tagelang, bevor sie sich ins Wasser wagen.


In dieser Zeit werden aus vielen kleinen Herden große Verbände. Die Bewegung wird koordinierter, die Dichte der Tiere nimmt zu. Wer hier unterwegs ist, spürt die wachsende Dynamik. Auch Raubtiere passen sich an. Sie folgen den Herden oder warten bereits an den bekannten Engstellen.


August bis Oktober

Jetzt wird es richtig spektakulär. Die Herden erreichen den Mara River im Norden der Serengeti. Vor ihnen liegt eines der gefährlichsten Hindernisse der gesamten Wanderung. Das Ufer ist steil, das Wasser tief, die Strömung stark. Und überall lauern Krokodile.


Tausende Tiere versammeln sich am Flussufer. Sie zögern, drängen, warten. Dann bricht plötzlich Unruhe aus und die Masse stürzt sich in die Fluten. Es ist laut, chaotisch und mitreißend. Wer so eine Szene miterlebt, vergisst sie nie wieder. Gleichzeitig ist es ein trauriger Ort. Nicht alle schaffen es auf die andere Seite.


November bis Dezember

Mit Beginn der kurzen Regenzeit im Süden beginnt die Rückreise. Die Tiere verlassen die Maasai Mara und ziehen über den Norden und die zentrale Serengeti zurück in Richtung Ndutu. Das Gras im Süden beginnt wieder zu wachsen. Die Landschaft erholt sich von der langen Trockenzeit.


Die Wanderung verläuft jetzt ruhiger, aber nicht weniger gefährlich. Raubtiere nutzen auch diese Phase, um Jagd zu machen. Für viele Jungtiere ist es die erste Rückkehr. Sie haben die gefährlichsten Monate überlebt und müssen nun lernen, sich in der Herde zu behaupten.


Das Spektakel der Flußüberquerung

Wenn es einen Moment gibt, der für viele Besucher der Serengeti zum Höhepunkt der Wanderung wird, dann ist es die Flussüberquerung am Mara River. Es ist dieser Moment, in dem sich Natur verdichtet, Spannung greifbar wird und alles gleichzeitig passiert. Wer das einmal erlebt hat, vergisst es nicht. Doch was auf Fotos oder in Dokus wie eine perfekt getimte Szene wirkt, ist in Wirklichkeit ein ziemlich unvorhersehbares, chaotisches und intensives Schauspiel.


Der Mara River ist der bekannteste, aber nicht der einzige Fluss, den die Herden überqueren müssen. Auch der Grumeti River weiter südlich spielt eine Rolle, allerdings ist er oft trockener und weniger tief. Der Mara dagegen fließt zuverlässig und bietet genau das, was es für dramatische Szenen braucht: steile Ufer, starke Strömung, rutschige Zugänge, unübersichtliches Gelände. Für die Tiere ist der Fluss eine Hürde, für Fotografen ein Sehnsuchtsort.


Eine Überquerung beginnt fast immer gleich. Die Tiere versammeln sich in großen Gruppen in der Nähe des Ufers. Manchmal nur ein paar Hundert, oft mehrere Tausend. Sie stehen eng gedrängt, laufen hin und her, bleiben wieder stehen. Viele von ihnen waren schon einmal an diesem Punkt und erinnern sich. Andere sind jung und folgen einfach dem Strom. Immer wieder kommt Bewegung in die Herde, dann wieder Ruhe. Das kann sich stundenlang hinziehen. Für Beobachter ist das gleichzeitig frustrierend und faszinierend.


Niemand weiß genau, was den Ausschlag gibt. Ein Geräusch, ein Tier, das nervös wird, ein kurzer Windstoß. Plötzlich bewegt sich die Masse, manchmal wie auf Kommando, manchmal mit einzelnen Vorreitern. Ein Gnu wagt den Sprung. Zwei, drei folgen. Dann gibt es kein Zurück. Der Druck wird zu groß, die hinteren Tiere schieben nach. Jetzt zählt nur noch Bewegung. Was vorher nervöse Spannung war, wird zur blanken Energie.


Im Wasser wartet das zweite Problem. Die Tiere sehen nicht, was unter der Oberfläche lauert. Riesige Nilkrokodile liegen unbeweglich in der Tiefe. Manche greifen sofort an, andere warten auf die Schwächeren, die zurückfallen. Für uns ist das schwer zu beobachten, denn viele Angriffe passieren schnell und unter Wasser. Man sieht nur, wie ein Tier plötzlich verschwindet, wie das Wasser sich kurz kräuselt, dann wieder beruhigt.

Die spektakuläre Wanderung der Gnus

Aber nicht nur im Wasser lauert Gefahr. Am gegenüberliegenden Ufer ist oft kein sanfter Anstieg, sondern eine steile Wand aus rutschigem Lehm, ausgetrocknetem Gras oder losen Steinen. Viele Tiere schaffen es nicht auf Anhieb hinauf. Sie rutschen ab, fallen zurück, müssen sich erneut hochkämpfen. Dabei gehen Kraft, Orientierung und manchmal auch das Bewusstsein verloren. Nicht selten stürzen Tiere übereinander oder geraten in Panik, wenn sie sich gegenseitig blockieren.


Die, die es schaffen, sind meist gezeichnet. Ihr Fell ist nass, ihre Augen weit aufgerissen, sie wirken erschöpft. Und trotzdem bleiben sie nicht stehen. Kaum haben sie festen Boden unter den Hufen, geht es weiter. Denn auch hier wartet keine Ruhe. Löwen und Hyänen haben gelernt, dass viele Tiere den Fluss nur mit Mühe überleben. Sie lauern am Rand der Herde, greifen die Schwachen, die Verirrten, die Verletzten.


Für Beobachter ist das alles keine Show. Es ist ein echter, ungeschönter Ausschnitt aus dem Kreislauf der Natur. Wer eine Überquerung miterlebt, sollte sich bewusst sein, dass das kein Zoo ist. Hier läuft nichts geplant ab. Die Szene kann jederzeit kippen, kann sich auflösen, kann beginnen, ohne dass man bereit ist. Und sie endet so abrupt, wie sie begonnen hat.


Nicht jede Safari führt automatisch zu einer Flussüberquerung. Selbst im August oder September kann es sein, dass Ihr tagelang unterwegs seid, ohne eine zu sehen. Manchmal fehlt nur ein Tag, manchmal ein paar hundert Meter. Der Moment entscheidet. Genau das macht ihn so besonders. Ihr könnt keine Garantie buchen, nur die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Und selbst dann ist es eher Glück als Planung, das Euch an den richtigen Ort zur richtigen Zeit bringt.


Wenn es passiert, fühlt es sich nicht wie ein Programmpunkt an. Es ist laut, unübersichtlich, überwältigend. Und irgendwo mittendrin steht man selbst, oft sprachlos. Vielleicht mit der Kamera in der Hand, vielleicht einfach nur mit offenem Mund. Denn in diesem Moment zählt nichts anderes als das, was direkt vor einem passiert.


Raubtiere und Überlebenskampf

Die Wanderung ist kein Spaziergang. Es ist ein permanenter Überlebenskampf, in dem jede Schwäche Folgen hat. Für die Gnus geht es darum, Futter zu finden, ihren Nachwuchs zu schützen und den Anschluss an die Herde nicht zu verlieren. Für die Raubtiere ist diese Zeit ein Fest. Denn während sich die Pflanzenfresser durch die Savanne bewegen, folgt ihnen ein Schatten aus Löwen, Hyänen, Geparden und Krokodilen.


Löwen profitieren besonders von der großen Wanderung. In der Serengeti leben viele Rudel in direkter Nähe zu den Routen der Herden. Sie wissen, wo die Tiere rasten, wo sie das Tempo drosseln, und wo sich gute Jagdmöglichkeiten ergeben. Sie jagen meist im Team, oft bei Morgengrauen oder am späten Abend. Besonders Flussübergänge sind beliebte Orte für Überfälle. Nicht selten kommt es vor, dass Löwen genau dort warten, wo die Gnus mühsam aus dem Wasser klettern.


Geparden gehen anders vor. Sie sind keine Teamspieler, sondern Einzelgänger oder kleine Brüdergruppen. Sie setzen auf Sicht, Schnelligkeit und Überraschung. Anders als Löwen meiden sie dichte Herden und konzentrieren sich auf einzelne Tiere oder Gruppen, die sich zu weit entfernt haben. Ihr Tempo ist beeindruckend, reicht aber nur für kurze Strecken. Ein Versuch, der nicht innerhalb weniger Sekunden erfolgreich ist, wird meist abgebrochen. Ihr Ziel sind vor allem junge Gnus, die noch nicht so schnell und wendig sind.


Hyänen haben ihren ganz eigenen Stil. Ihr Ruf als Aasfresser ist nur ein Teil der Wahrheit. Sie sind ausgezeichnete Jäger, sehr ausdauernd und hervorragend organisiert. Besonders nachts sind sie aktiv, wenn die meisten anderen Raubtiere ruhen. Ihre Taktik ist es, Unruhe zu stiften. Sie greifen oft in Gruppen an, hetzen Tiere, treiben sie auseinander und suchen gezielt nach Schwächen. Bei Flussüberquerungen halten sie sich häufig am Rand auf und machen sich an die erschöpften Tiere, die es gerade so aus dem Wasser geschafft haben.


Leoparden agieren leise, im Schatten. Sie zeigen sich selten, sind aber da. Meist jagen sie im Dickicht oder von Bäumen aus. Ihre Beute ist kleiner, oft Antilopen oder Gnu-Kälber. Wenn sie zuschlagen, geschieht das überraschend. Danach schleppen sie die Beute oft auf einen Ast, um sie vor anderen Räubern in Sicherheit zu bringen. Wer einen Leoparden bei der Jagd beobachtet, erlebt einen Moment der absoluten Stille, gefolgt von blitzschneller Bewegung.


Und dann sind da noch die Krokodile. Sie sind geduldig, fast unheimlich. Wochenlang liegen sie reglos im Wasser, oft nur mit den Augen sichtbar. Wenn die Gnus an den Fluss kommen, ändert sich das. Sobald die ersten Tiere ins Wasser gehen, werden sie aktiv. Es reicht ein kurzer Augenblick, ein falscher Schritt, ein Moment der Unachtsamkeit. Die Tiere verschwinden unter der Oberfläche, es gibt kaum Geräusche, keine Warnung, nur Bewegung im Wasser. Dann wird es wieder still.


All diese Raubtiere tragen dazu bei, dass das Gleichgewicht erhalten bleibt. Sie jagen nicht zum Spaß, sondern weil es ihre Rolle ist. Ohne sie gäbe es keine Kontrolle über die riesigen Herden. Sie sorgen dafür, dass nur die Stärksten weiterziehen, dass Krankheiten sich nicht ausbreiten und die Landschaft nicht übernutzt wird. Das klingt hart, ist aber notwendig. Die Natur folgt anderen Regeln als wir.


Für Euch als Beobachter ist das manchmal schwer auszuhalten. Wenn ein Kalb schreit, wenn ein Löwe plötzlich aus dem Nichts zuschlägt, wenn man realisiert, dass man nicht eingreifen kann. Doch genau das ist Teil der Erfahrung.

Die spektakuläre Wanderung der Gnus

Wo Ihr die Wanderung am besten erleben könnt

Die Wanderung der Gnus findet nicht an einem einzigen Ort statt. Sie zieht sich über Hunderte Kilometer durch die Serengeti in Tanzania und weiter bis in die Maasai Mara in Kenya. Wer sie erleben möchte, muss wissen, wo die Herden gerade sind. Einfach irgendwohin fliegen und hoffen, dass die Gnus zufällig vorbeikommen, funktioniert eher selten.


Ich war selbst in der nördlichen Serengeti unterwegs, in der Gegend rund um den Mara River. Das war mitten in der Hochphase der Wanderung der Gnus, und ich hatte Glück. Die Herden sammelten sich gerade am Flussufer, die Spannung war förmlich spürbar. Ein paar Tage früher oder später und ich hätte vermutlich leere Ebenen gesehen. Genau das macht es so wichtig, bei der Planung gut hinzuschauen.


Die verschiedenen Regionen entlang der Route bieten zu unterschiedlichen Zeiten die besten Chancen, die Wanderung der Gnus zu erleben. Wer zwischen Januar und März unterwegs ist, sollte sich den Süden der Serengeti rund um Ndutu vormerken. Dort bringen die Gnus ihre Jungen zur Welt. Die offene Landschaft und die hohe Dichte an Tieren machen es einfach, die Herden zu beobachten.


Ab April beginnt die Bewegung Richtung Westen. Im sogenannten Western Corridor sammeln sich die Tiere entlang des Grumeti River. Diese Gegend ist weniger überlaufen als der Norden und hat ihren ganz eigenen Reiz. Die Landschaft ist abwechslungsreich, mit Flüssen, kleinen Wäldern und offenen Ebenen. Wer es etwas ruhiger mag, ist hier genau richtig.


Ab Juni und Juli wird es dann spannend am Grumeti River. Die Flussüberquerungen dort sind noch ein Geheimtipp, zumindest verglichen mit dem Mara River. Die Szenen sind oft genauso dramatisch, aber Ihr müsst Euch die Plätze nicht mit so vielen anderen teilen.


Zwischen August und Oktober spielt sich das Spektakel dann ganz im Norden der Serengeti ab. Rund um Kogatende und Lamai versammeln sich die größten Herden. Jetzt steht auch die berühmte Flussüberquerung am Mara River an. Die Region ist wunderschön, mit sanften Hügeln, Felsformationen und gut erreichbaren Aussichtspunkten. Dafür sind aber auch viele Safari-Fahrzeuge unterwegs. Wer diese Phase erleben will, sollte früh buchen und sich auf viel Betrieb einstellen.


Wer es etwas ruhiger angehen möchte, kann auch überlegen, in die Maasai Mara in Kenya zu reisen. Die Wanderung der Gnus macht nicht an der Landesgrenze Halt. Die Tiere ziehen auch dort durch das Gebiet. Die Maasai Mara ist kleiner als die Serengeti, bietet aber in den Monaten August bis Oktober ebenfalls gute Chancen auf Flussüberquerungen. Dafür ist es oft etwas touristischer und kompakter.


Ab November beginnen die Tiere dann, wieder nach Süden zu ziehen. Die großen Massen verteilen sich über die zentrale Serengeti, bevor sie in die fruchtbaren Ebenen rund um Ndutu zurückkehren. Auch diese Phase lohnt sich, besonders für alle, die etwas abseits der Hochsaison unterwegs sein wollen.


Tipps für Eure Planung

Die Wanderung der Gnus zu erleben ist ein Traum für viele. Damit das auch wirklich klappt und nicht zur Enttäuschung wird, gibt es ein paar Dinge, die Ihr im Hinterkopf behalten solltet. So beeindruckend das Ganze ist, so unplanbar ist es manchmal auch. Je besser Ihr Euch vorbereitet, desto entspannter wird die Reise.


Der wichtigste Punkt zuerst: Die Wanderung der Gnus lässt sich nicht exakt vorhersagen. Auch wenn es grobe Muster gibt, ist jedes Jahr anders. Die Regenzeiten verschieben sich, Herden bleiben mal länger an einem Ort oder ziehen früher los. Wenn Ihr Euch also auf ein bestimmtes Datum versteift, kann es passieren, dass Ihr am Ende zur falschen Zeit am richtigen Ort steht. Flexibilität zahlt sich aus.


Ein zweiter Punkt betrifft die Wahl der Region. Tanzania ist groß, und die Serengeti erst recht. Je nachdem, wann Ihr reisen wollt, bieten sich andere Teile des Nationalparks an. Im Süden rund um Ndutu seid Ihr gut aufgehoben, wenn Ihr im Februar oder März unterwegs seid. Wer die Flussüberquerungen sehen will, sollte zwischen Juli und Oktober in den Norden reisen, in die Gegend um Kogatende.


Auch das Thema Unterkunft spielt eine große Rolle. Die Auswahl reicht von einfachen Zeltcamps bis hin zu Luxuslodges mit allem Drum und Dran. Was für Euch am besten passt, hängt nicht nur vom Budget ab, sondern auch davon, wie nah Ihr am Geschehen sein wollt. Mobile Camps, die den Herden folgen, bieten oft die besten Chancen auf spektakuläre Erlebnisse. Dafür muss man beim Komfort kleine Abstriche machen. Feste Lodges sind gemütlicher, haben aber meist eine feste Lage, was im Zweifel bedeutet, dass Ihr längere Fahrten auf Euch nehmen müsst.


Ein weiterer Punkt ist das Thema Buchung. Besonders in der Hochsaison rund um die Flussüberquerungen sind die besten Camps und Lodges schnell voll. Wer im August oder September in den Norden will, sollte früh dran sein. Sechs bis zwölf Monate im Voraus zu buchen, ist keine Übertreibung, sondern fast schon notwendig.


Auch die Wahl des Safarianbieters ist nicht unwichtig. Viele setzen auf Standardrouten, was bedeutet, dass Ihr oft mit vielen anderen Fahrzeugen unterwegs seid. Wer Wert auf ruhigere Ecken legt oder etwas mehr Abenteuer sucht, sollte gezielt nach Anbietern fragen, die abseits der Hauptwege unterwegs sind. Das kostet oft etwas mehr, lohnt sich aber, wenn Ihr das Ganze intensiver erleben wollt.


Ein Punkt, den viele unterschätzen, ist die richtige Ausrüstung. Natürlich reicht ein einfaches Fernglas, um die Tiere zu beobachten. Aber wer fotografieren möchte, sollte sich gut vorbereiten. Ein Teleobjektiv ab 300 Millimeter aufwärts ist empfehlenswert. Für Landschaftsaufnahmen lohnt sich ein Weitwinkel. Staubschutz für die Kamera ist Pflicht, und auch ein paar Ersatzakkus können nicht schaden.


Zum Schluss noch ein Hinweis zum Wetter. Auch in der Trockenzeit kann es kühl werden, besonders morgens und abends. Warme Kleidung gehört also genauso ins Gepäck wie Sonnencreme und eine gute Kopfbedeckung. Die Sonne brennt oft unerbittlich, und wer den ganzen Tag im offenen Fahrzeug sitzt, merkt das schneller, als ihm lieb ist.


Naturschutz und Verantworung

Die Wanderung ist nicht nur ein unglaubliches Naturschauspiel, sie ist auch ein empfindliches System, das leicht aus dem Gleichgewicht geraten kann. Dass wir diese gewaltige Tierbewegung heute überhaupt noch beobachten können, ist kein Zufall. Es liegt an jahrzehntelanger Schutzarbeit, die vor allem in Tanzania dafür sorgt, dass die Serengeti weitgehend intakt geblieben ist.


Doch so stabil das alles wirkt, die Wanderung ist nicht unaufhaltbar. Zäune, Straßenbau, illegale Jagd und die wachsende Siedlungsdichte rund um die Nationalparks setzen dem Ökosystem zu. Auch der Klimawandel macht sich bemerkbar. Die Regenzeiten verschieben sich, Dürreperioden nehmen zu. All das beeinflusst die Route und das Verhalten der Tiere.


Für Reisende heißt das: Wer die große Wanderung erleben will, sollte sich bewusst sein, dass jeder Besuch einen Einfluss hinterlässt. Die gute Nachricht ist, dass Tourismus auch ein wichtiger Beitrag zum Schutz sein kann. Die Eintrittsgelder, die Lodges und die Gebühren für Safari-Anbieter fließen direkt oder indirekt in den Erhalt der Schutzgebiete. Ohne diesen finanziellen Rückhalt wären viele Nationalparks heute keine Wildnis mehr, sondern längst Farmland oder Siedlungsfläche.


Wichtig ist aber, wie Ihr Euch vor Ort verhaltet. Achtet darauf, dass Ihr mit seriösen Anbietern unterwegs seid. Fragt ruhig nach, wie das Unternehmen mit dem Thema Umweltschutz umgeht. Seriöse Safari-Guides halten Abstand zu den Tieren, fahren nicht querfeldein und respektieren die Regeln der Nationalparks. Wer mit einem Billiganbieter unterwegs ist, riskiert nicht nur das eigene Erlebnis, sondern trägt dazu bei, dass die Tiere gestört oder sogar gefährdet werden.


Auch bei der Wahl der Unterkunft lässt sich einiges steuern. Viele Camps setzen mittlerweile auf umweltfreundliche Konzepte. Solarenergie, Abwasseraufbereitung oder lokale Produkte gehören für gute Anbieter längst zum Standard. Mobile Camps haben zudem den Vorteil, dass sie nur temporär aufgebaut werden und nach der Saison keine Spuren in der Landschaft hinterlassen.


Ein weiteres Thema ist die Mitnahme von Müll. Auch wenn es selbstverständlich klingt: Alles, was Ihr mitbringt, nehmt Ihr auch wieder mit. Gerade in abgelegenen Regionen der Serengeti gibt es keine funktionierende Müllentsorgung. Wer hier achtlos Abfall zurücklässt, schadet nicht nur der Landschaft, sondern auch den Tieren.


Auch der respektvolle Umgang mit den Menschen vor Ort gehört zur Verantwortung. Die Massai-Gemeinschaften, die rund um die Serengeti leben, profitieren oft direkt vom Tourismus. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass ihre Lebensweise über Generationen gewachsen ist und sie in vielen Fällen gezwungen wurden, ihren Lebensraum an den Nationalpark abzugeben. Ein freundlicher, respektvoller Umgang ist selbstverständlich.


Meine Erfahrungen und Fazit

Das spektakuläre Naturschauspiel stand für mich lange ganz oben auf der Liste. Klar, ich hatte vorher schon Dokus gesehen, Fotos bewundert und Berichte gelesen. Aber das ersetzt nicht den Moment, wenn man selbst dort steht. Wenn der Boden unter den Füßen leicht vibriert, weil irgendwo in der Ferne die Herde näherkommt. Wenn der Guide plötzlich das Fernglas senkt und nur noch sagt: Da vorne, es geht los.


Ich war im Norden der Serengeti unterwegs, in der Gegend rund um den Mara River. Die Tage davor waren ruhig. Die Tiere sammelten sich langsam, zogen vereinzelt durch die Ebenen. Und dann kam dieser eine Morgen. Plötzlich waren sie überall. Tausende Gnus, Zebras, Gazellen. Ein endloses, bewegtes Meer aus Hufen, Hörnern und Staub. Die Geräuschkulisse kann man schlecht beschreiben. Es ist ein tiefes, rhythmisches Grunzen, gemischt mit Hufschlägen und vereinzelten Rufen. Und mittendrin immer wieder Raubtiere, die aufmerksam im Gras lauern.


Die Flussüberquerung selbst war purer Wahnsinn. Erst passiert stundenlang nichts. Die Tiere stehen am Ufer, laufen vor und zurück, bleiben wieder stehen. Die Spannung ist fast anstrengender als das eigentliche Spektakel. Und dann reicht ein Impuls. Ein einzelnes Gnu springt ins Wasser. Die Masse folgt. Wasser spritzt, die Tiere drängen, rutschen, kämpfen sich ans andere Ufer. Ein paar schaffen es nicht. Die Natur ist gnadenlos, und genau das spürt man in diesen Minuten hautnah.


Was mir an dieser Reise besonders hängen geblieben ist, ist nicht nur das große Spektakel. Es sind die kleinen Momente zwischendurch. Das leise Rascheln im Gras am Abend. Die erste Sichtung einer Hyäne im Morgengrauen. Ein Löwenrudel, das sich langsam durch das hohe Gras bewegt. Diese stillen Szenen sind mindestens genauso intensiv wie das große Drama am Fluss.


Ich kann Euch sagen: Die Wanderung der Gnus live zu erleben ist keine perfekte Inszenierung. Es gibt Wartezeiten, staubige Fahrten, unerwartete Pausen. Die Tiere halten sich nicht an einen Zeitplan. Und genau das macht es aus. Ihr seid Teil eines riesigen, wilden Systems, das nach eigenen Regeln funktioniert.


Mein Fazit? Wer die Geduld, das Interesse und ein bisschen Flexibilität mitbringt, wird mit einem Erlebnis belohnt, das weit über ein schönes Urlaubsfoto hinausgeht. Die Wanderung der Gnus ist rau, laut, chaotisch, faszinierend. Und sie zeigt auf eindrückliche Weise, wie eng alles in der Natur zusammenhängt. Es lohnt sich.



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Endre Lommatzsch

Hey, ich bin Endre - der Inhaber von fokus fernweh. Ich hoffe, dass ich Euch inspirieren kann, neue Orte zu entdecken und die Welt zu bereisen! Ob Ihr erfahrene Globetrotter seid oder gerade erst mit dem Reisen begonnen habt - ich hoffe, Ihr findet hier die Motivation und die Informationen, die Ihr für Eure Unternehmungen braucht!

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